Berliner Szenegedanken.

Heute um 19:31 Uhr war irgendwie wichtig. Der Tag war genau so lang wie die Nacht, oder so. Ich war im Mauerpark, aber der Frühling irgendwie nicht. Trotzdem war ich nicht alleine- neben den üblich nervigen Touristen welche allesamt die ach so alternative Berliner Kunst- Kultur- und Hippieszene gebucht hatten fand sich dort der sonntägliche Flohmarkt.

Überladen mit Fimuwürstchen verkaufenden Soziologiestudenten und der deutschen Sprache kaum mächtiger Technik- Tee- und Teppichverkäufern. Wer wollte, fand hier- wie sonst jeden Sonntag auch- wirklich jeden erdenklichen unbrauchbaren und unter Garantie hässlichen aber weil auf dem Berliner Szeneflohmarkt gekauften dennoch die Freunde zu Hause neidisch machenden allerletzten Mist. Es konnte einem schwindelig von den vielen wahl- und planlos aufeinandergestapelten Angeboten werden- nur warm wurde einem nicht. Wie erwähnt hatte der Frühling die Verabredung vergessen und uns alle sitzengelassen- die Sau.

Trotzdem oder gerade deswegen sah man viele junge Spinner die ihre Kleidung nach dem krassen “EntwederOder” Prinzip gewählt hatten: In der blauen Ecke (oder unter der blauen Decke) diejenigen welche in kurzen Hosen und Sonnenbrillen ihre käsigen Schenkel spazieren trugen; und in der roten Ecke das verfrorene Volk das immernoch genau so rumläuft wie bei -16 Grad und Frost im Schritt. Und trotzdem kommt jedes Jahr bei den Männern im Kreis die Frage nach dem Sinn für die Übergangsjacken der Frauen auf, aber damit beschäftige ich mich ein andern Mal.

Jedenfalls- um halb Acht, als alle Touris schon ihre Fahrräder gekauft oder geklaut hatten- standen wir noch bei den Vorbereitungen für das alljährliche Frühlingsfeuern. Soll heissen: Viele Menschen treffen sich um gemeinsam an einer Stelle Poi oder Stab oder Devilstick oder sonstwas anzuzünden und herumzuwirbeln. Viele viele Hobbyknipser mit vielen vielen Hobbykameras waren da, einer hat auch gefilmt und irgendjemand wahnsinnig berühmtes aus der Poiszene war auch vor Ort- wurde aber wenig bis garnicht beachtet, weil unter zwei Dutzend teilweise in Flammen stehenden langhaarigen Alternativen fällt der eine, der es richtig kann, eben kaum auf.

Egal, es geht ja auch um den Spaß, die Show, das gemeinsame Erlebnis. Darauf konnte ich allerdings irgendwann dankend verzichten- als meine Hände schon geschwollen und meine Beine de facto kaum mehr als Holzklötze an meiner Hüfte waren, ging man mit Anhang gen Wohnung. (Die nebenbei kaum mehr beheizt ist, als der Mauerpark.)

Und so, wie die Touristen auf dem genannten Flohmarkt ihr sauer zusammengespartes Urlaubsgeld verlieren habe ich schon längst den Faden verloren.

Egal. Muss wohl das Wetter sein.

 

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