Nun ist sie doch noch aufmerksam geworden, die Ilona vom Kreitnerhof, auf den Schorschi von der Krenwiesen. So sollte der Stammhalter ihrer Familie aussehen. Archaisch und dominant sollte er sein mit viel Muckis und breitem Gang. Das mit der ,,Indellegenz“, das wird sich schon noch richten und so schwelgt sie in Gedanken in einer Zukunft mit vielen Bälgern am reich gedeckten Eichentisch mit Blutrinne, angefüllt mit Produkten aus der eigenen Erzeugung, so zwinkert sie neckisch mit laienhaft bröselig-grotesk getuschtem Augenaufschlag und verströmt dabei den stechenden Geruch von Mais-Silage. Ja so ist sie, die Ilona, ein bisschen romantisch und auch ein wenig eigennützig, denn der Schorschi von der Krenwiesen ist nicht von schlechten Eltern – zumindest was das Vermögen angeht. Schließlich begründeten seine Vorfahren eine Meerrettichdynastie; ein alter Bauernadel in der fränkischen Provinz wo der Meerrettich zum Fenster herein, und den polnischen Erntehelfern aus der Nase und den Ohren wächst. Und die Ilo besitzt das nötige Stück Bauernschläue, die schon so manche vermeintliche Unmöglichkeit hat möglich werden lassen, insbesondere dann, wenn es darum geht den Antrag auf EU-Subventionen mit kleinen Tricks dahingehend zu manipulieren, dass doch noch etwas fürs bunte, mit billigen Glasperlen bestickte Kirmestäschen übrig bleibt. Tataaaaaa!! – Gleich ist es soweit, die Kapelle bittet unter einigen verunglückten Anblasgeräuschen zum Polkatanz, auf der bretternen Zeltbühne, die für jeden gestandenen Bauern einmal im Jahr die Welt bedeuten. Aufgeregt strömt die Meute die hölzern knatternde Rampe empor zur Tanzfläche sodass die Bühne unter Tonnen schweinefleischgemästeter Leiber gefährlich zu ächzen beginnt. In bierseeliger Stimmung fällt es dem Schorschi leichter, sich den Mädels zu nähern und schon hat er auch die Ilo ins Visier genommen und fantasiert sich schon in trauter Zweisamkeit mit ihr. Schnell am Spitzenärmelchen gepackt lässt sie sich von ihm herum-wirbeln bis ihr fast der Atem stockt bei soviel ungestümem Vorwärtsdrängen. Der Bauernhaufen poltert gefährlich auf dem Rauspund-Dielenboden herum als würde eine spanische Tarantelle gespielt. Pure Ausgelassenheit vermischt mit animalischen Lauten dominieren das Geschehen. Die Grobmotorik einiger das Tanzbein schwingender Mitstreiterinnen erinnern an Abwehrmechanismen bei einem Heuschreckenbefall an Armen und Beinen; als müssten diese nun weggeschüttelt werden und das unter ruckartigen, spitzen Bewegungsmustern – hinfallen inklusive. Eine Choreographie des Grauens beherrscht die Szenerie und der Abend ist noch jung!
(VW-Golf Rücksitzthema in Folge 3)
Seid gegrüsst,
ich wollt fragen wo Teil eins ist,
ich bin neu auf der Seite & wollte mir erst Teil eins zu Gemüte führen, bevor ich diesen Artikel lese.
Habt Dank,
euer Gablo
Einfach nach unten scrollen, wenige Artikel weiter.
Sehr schöner Artikel. Denkschmerz erkämpft sich die Krone der Sprachgewaltherrschaft zurück.