Alle Jahre wieder trifft sich die Bauernelite zur jährlichen Kirmes am Gemeindeplatz um so richtig die Sau rauszulassen und all die angestauten Gefühle loszuwerden, sowie der inneren Empfindung Luft zu machen, dass da noch etwas anderes in einem brodelt als die Gier nach der obligaten EU-Subvention. Es ist etwas archaisches, etwas mit auf die Welt gebrachtes, es ist das, was dem jungen Bauern keine Ruhe lässt; nicht Tags und des Nachts schon gar nicht. Der Pfarrer gebraucht dafür verachtend das Wort Sexteufel, den er von der Kanzel so vehement zu bekämpfen versucht. Doch da sich der verpönte Sexteufel sowieso nicht im Zaum halten lässt, weil die Triebfeder allen Handelns in den Eingeweiden des Bauernjungen gärt, will dieser wenigstens einmal im Jahr den Duft der großen weiten Welt rüffeln und sei er auch nur auf die Ausmaße einer mit Zigarrenrauch und Bierdunst geschwängerten Festzeltplane beschränkt. Dort will er sich auch gleich den sexuellen Befreiungsschlag gönnen, heute Abend – hier und jetzt soll es sein. Reichlich Moschusöl am Kragen und das feromonische Lockstoffthema ist schon mal abgehakt. So manches Bauernmädel ist schon davon in Trance gefallen! Gleich ist ihm eine Gruppe metallkehliger Schrillstimmchen ins Auge gestochen. Sie tragen zwar keine Kuhglocke mehr um den Hals, dafür aber haben sie sich fesch in H+M-Klamotten, Heumumien gleich verschnürt. Mit züchtigem Lächeln, viel zu viel Zahnfleisch und gilbbelegter Hauersubstanz, wohlgeordnet in ein Grüppchen sortiert, die Männerschaft halbscheu von der Seite beäugend fantasieren sie schon das VW-Golf-Rücksitzthema. Sie riechen nach Mottenkugeln und haben noch die Spinne im Haar, die sich noch schnell vor dem Ausgehtermin bei der letzten Stallkontrolle in’s Bäuerinnen-Dunkelblondkraushaar verfangen hat. Sie sind hergekommen um sich nach Partnern umzusehen. Dabei träumen sie vom Stück unwelken Männerfleisches, das sich nicht anfühlt wie der Lederapfel vom letzten Herbst, sondern schon bei der ersten Berührung den angestrebten Impuls in ihnen auszulösen imstande ist, sich dem Bub zu öffnen und vielleicht in der Konsequenz endlich den befreienden Klimax zu erheischen. Die Familie mit den 5 Kindern schon in die Gedankenblase eingeblendet komplettiert das Hochgefühl, das die angehende Bäuerin anzustreben sucht. Schon ist der erste Brezenjunge mit gespielt breitem Gang angerückt, das Imponiergehabe eines Berggorillas nachahmend, die Fähe seiner Träume mit breitem Gesichtslähmungsgrinsen in seine sonnverbrannten Arme zu schließen. Das rote Karohemd hochgekrempelt vermittelt Aktivität und unterstreicht Brunftbereitschaft.
Köstlich!
Chapeau!
Wollte eigentlich nicht mehr hin….aber
irgendwie machst du mir die Party schmackhaft!